Die Entwicklung des Psychodramas in Österreich

Obwohl Jacob Levy Moreno das Psychodrama anfänglich – bevor er 1925 in die USA emigrierte – in Österreich konzipiert hatte, dauerte es noch bis in die 1970er Jahre hinein, bis das Psychodrama als Verfahren schließlich wieder zurück nach Österreich kehrte und hier zu größerer Bekanntheit gelangte.

Die Wurzeln der österreichischen Psychodrama-Szene gehen einerseits zurück auf den Schweizer Professor Adolf Friedemann, andererseits auf die beiden deutschen Moreno-Institute in Überlingen und Stuttgart. Den ersten österreichischen Ausbildungslehrgang leitete Adolf Friedemann, der noch von Moreno selbst ausgebildet worden war.

Gründung der Fachsektion Psychodrama

1976 wurde die Fachsektion Psychodrama innerhalb des ÖAGG gegründet und damit auch institutionell etabliert. Gründungsmitglieder waren u.a.: Dr.in Anneliese Schigutt, Dr.in Barbara Farkas-Erlacher, Mag. Helmut Haselbacher sowie Maria Schönherr, MSc.

1978 wurde die erste Ausbildungsordnung erstellt. Von diesem Zeitpunkt an wurden laufend Ausbildungsgruppen angeboten und der quantitative Umfang des Ausbildungsangebots stetig erweitert. Im Zuge dieser Entwicklung kam es auch zu einer Erweiterung des Lehrkörpers. Zu diesem Zeitpunkt wurde in der Ausbildungsordnung noch nicht zwischen Psychodrama-Leiter:innen im sozialpädagogischen und im psychotherapeutischen Bereich differenziert. Eine klare Trennung zwischen Psychotherapie und Sozialpädagogik bzw. Beratung bewirkte dann allerdings das österreichische Psychotherapiegesetz von 1991.

1993 wurde die Fachsektion vom österreichischen Bundesministerium für Gesundheit als fachspezifische Ausbildungseinrichtung für Psychodrama-Psychotherapie anerkannt. 1995 begann die erste Psychotherapie-Ausbildungsgruppe nach dem neuen Curriculum in Wien. Seither beginnen jährlich ein bis zwei Ausbildungsgruppen mit 12 bis 14 TeilnehmerInnen. Auch wird seitdem versucht, so weit wie möglich auf die regionalen Bedürfnisse der Teilnehmer:innen einzugehen (z. B. Absolvierung der Monodrama-Lehrtherapie in den jeweiligen Bundesländern).

Zukunftsorientierte Professionalisierung:
Psychotherapie-Ausbildung plus universitärer Abschluss

 Seit 2005 besteht eine Kooperation zwischen der Fachsektion und der Donau-Universität Krems, die eine wissenschaftliche Ausbildung in Psychodrama-Psychotherapie mit einem Universitätsabschluss – dem Master of Science für Psychotherapie – ermöglicht. Die fachliche und theoretische Entwicklung des Psychodramas ist durch die wissenschaftliche Auseinandersetzung seither enorm: an die 200 Masterthesen wurden bereits zum Abschluss gebracht, und etliche psychodramatische Publikationen erschienen in den vergangenen Jahren.

2010 wurde das bisherige Ausbildungsangebot des Bereichs Beratung (Rollenspielleitung, Aufstellungsarbeit, Supervision) um die Angebote Psychodrama-Pädagogik und Lebens- und Sozialberatung erweitert und in „B3: Beratung, Bildung & Begegnung“ zusammengefasst. Seit 2021 werden diese Angebote unter den Titel „Psychodrama Akademie“ angeboten.

Im Sommersemester 2020 hat der erste „Universitätslehrgang Psychotherapie: Fachspezifikum Psychodrama“ in Kooperation mit der Paris Lodron-Universität Salzburg (PLUS) begonnen. Der Universitätslehrgang ist im Bereich der Psychologie  eingerichtet und schließt ebenso wie die Lehrgänge, die in Kooperation mit der Donau-Universität Krems durchgeführt werden, mit dem akademischen Titel Master of Science für Psychotherapie (MSc) ab.

Im Wintersemester 2022 hat der erste „Universitätslehrgang Psychotherapie Fachspezifikum: Psychodrama“ in Kooperation mit der Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten begonnen. Dieser Lehrgang schließt mit dem akademischen Titel Master of Arts (MA) ab. Die Lehrveranstaltungen finden in Wien und an der Universität  in St. Pölten statt.

Das alles zeigt: Das Psychodrama ist in Österreich seit vielen Jahren ein etabliertes und angesehenes Verfahren mit viel Wille, Schaffensfreude und Lust zur Weiterentwicklung.

Symposion

Seit 1982 findet einmal jährlich im Mai ein zweitägiges Symposion für Psychodramatheorie und -technik statt.